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Oskar Lafontaine: AMI, IT´ S TIME TO GO!

Verantwortlicher Autor: Michael H. Schmitt Frankfurt, 19.01.2023, 17:21 Uhr
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Frankfurt [ENA] Oskar Lafontaine formuliert in seinem "Plädoyer für die Selbstbehauptung Europas", sein Engagement für den Frieden. Lafontaine war SPD-Politiker, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken und Ministerpräsident des Saarlandes, Kanzlerkandidat der SPD und Bundesfinanzminister. Als Gründungsmitglied und Vorsitzender der Partei "Die Linke" trat 2022 von der Partei aus.

Er ist immer noch ein streitbarer Politiker, der sich seiner Überzeugung treu geblieben ist. Er ist Überlebender eines Attentats. Gefragt, was denn einen linken Politiker ausmacht, antwortet er ganz selbstverständlich: "Wer für den Frieden ist, ist links." Oskar Lafontaine, einer von wenigen deutschen Politikern, der nach wie vor an der Entspannungspolitik von Willy Brandt, Egon Bahr und Walter Scheel festhält, prangert in seinem soeben im Westend Verlag erschienenen Buch die katastrophale Außen-Politik, und nicht nur die, der derzeitigen regierenden Ampelkoalition an. Michael H. Schmitt hat das Buch rezensiert:

Die schon von Egon Bahr im Jahre 1963 formulierte konzeptionelle Forderung im Sinne einer zufriedenstellenden Entspannungspolitik im Verhältnis zu unseren östlichen Nachbarn "Wandel durch Annäherung" sieht Lafontaine auf ganzer Linie durch die "Vasallenschaft" der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, vor allem aber durch die "bellezistischen" Ansprüche der Partei "Die Grünen" und der FDP, gegenüber der Washingtoner Hegemonialmacht verraten. Willy Brandt beschwor einst das deutsche Volk: "Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen."

Jahrzehntelange Erfahrungen in höchsten politischen Ämtern machen auch ihn ratlos. Die Regierungen Europas, allen voran die deutsche Bundesregierung, agieren in scheinbar untertäniger Art als Erfüllungsgehilfe der USA, so sein Fazit. Lafontaine schreibt: "Weil der Ami es so will, kappen wir die Energieversorgung zu Russland, fahren die deutsche Wirtschaft an die Wand und steuern sehenden Auges auf einen nuklearen Weltenbrand zu“. Lafontaine analysiert die seit Jahrzehnten bestehende Abhängigkeit von den USA, versucht aber auch, mögliche Wege aus der Unterwerfung zu diskutieren. Er hat Recht, wenn er die Friedenssicherung Europas in deren Eigenverantwortung sieht.

Doch Europa scheint keine Konvergenz anstreben zu wollen oder dürfen. Die Fliehkräfte sind vorhanden. Europa braucht dringend eine europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit oberster Priorität. Als Saarländer, der die direkten Nachkriegsjahre, wie viele seiner Zeitgenossen, welche die Zeiten der französischen Besatzung, in Rheinland-Pfalz die amerikanische Besatzungsmacht USA, miterlebt hat, war es ihm immer schon erklärtes Ziel, Ramstein als Drehkreuz der amerikanischen Angriffskriege im Nahen Osten und als Leitstelle für drohnenbasierte Attentate weltweit zu verhindern und deren Schließung zu fordern.

Dass die Entwicklung der letzten Monate und Tage eine ganz andere Realität vorgibt, zeigt die Grenzen seiner schwärmerischen Ideale für Europa als selbständiger Kontinent auf. Dennoch kann der schmale Band mit zahlreichen analytischen Gedanken und wichtigen Forderungen entgegen dem Mainstream Aufmerksamkeit erregen. Oskar Lafontaine - AMI, IT´S TIME TO GO! - Plädoyer für die Selbstbehauptung Europas Westend Verlag ISBN 978-3-86489-406-0 12,00 €

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